Finanzierungsgrundsätze
Das übergeordnete finanzpolitische Ziel von Bertelsmann ist die Gewährleistung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Finanzierungssicherheit, Eigenkapitalrentabilität und Wachstum. Dazu richtet der Konzern seine Finanzierung an den Anforderungen eines Credit Rating der Bonitätsstufe „Baa1/BBB+“ und den damit verbundenen qualitativen und quantitativen Kriterien aus. Rating und Transparenz gegenüber dem Kapitalmarkt leisten einen bedeutenden Beitrag zur finanziellen Sicherheit und Unabhängigkeit des Unternehmens.
Entsprechend der Konzernstruktur erfolgt die Kapitalallokation zentral über die Bertelsmann SE & Co. KGaA, die die Konzerngesellschaften mit Liquidität versorgt und die Vergabe von Garantien und Patronatserklärungen für Konzerngesellschaften steuert. Der Konzern bildet weitgehend eine finanzielle Einheit und optimiert damit die Kapitalbeschaffungs- und Anlagemöglichkeiten.
Die finanzielle Steuerung bei Bertelsmann erfolgt nach quantifizierten Finanzierungszielen, die sich an der wirtschaftlichen Verschuldung und mit abgeschwächter Bedeutung an der Kapitalstruktur orientieren. Zu den Finanzierungszielen gehört ein dynamischer Verschuldungsgrad (Leverage Factor), der sich aus dem Verhältnis der wirtschaftlichen Schulden zum Operating EBITDA über einen 12-Monats-Zeitraum ergibt und den definierten Wert von 2,5 nicht überschreiten sollte. Die wirtschaftlichen Schulden sind definiert als Nettofinanzschulden zuzüglich Pensionsrückstellungen, Genusskapital und Barwert der Operating Leases und werden wie das Operating EBITDA für Berechnungszwecke modifiziert. Zum 30. Juni 2014 lag der Leverage Factor bei 2,4.
Die Nettofinanzschulden erhöhten sich auf 1.224 Mio. € nach 681 Mio. € zum 31. Dezember 2013. Die Erhöhung ist maßgeblich auf die Dividendenzahlungen an Aktionäre und nicht beherrschende Anteilseigner zurückzuführen, die überwiegend im ersten Halbjahr erfolgen. Die wirtschaftlichen Schulden lagen per 30. Juni 2014 bei 5.135 Mio. € (31. Dezember 2013: 4.216 Mio. €). Der Anstieg ist im Wesentlichen bedingt durch die Erhöhung der Pensionsrückstellungen aufgrund eines gesunkenen Abzinsungssatzes und den Anstieg der Nettofinanzschulden.
Finanzierungsaktivitäten
Im Berichtszeitraum wurden die im Januar 2014 fällige Anleihe sowie die im Februar und März 2014 fälligen Schuldscheindarlehen termingerecht aus bestehender Liquidität zurückgezahlt. Der Bertelsmann-Konzern verfügt über eine bis 2018 laufende syndizierte Kreditlinie. Diese bildet das Rückgrat der strategischen Kreditreserve und kann von Bertelsmann durch Ziehung in Euro, US-Dollar und Britischem Pfund bis zu einem Betrag von 1,2 Mrd. € revolvierend in Anspruch genommen werden. Im Juli 2014 hat Bertelsmann die syndizierte Kreditlinie vorzeitig bis 2019 erneuert.
Rating
Bertelsmann verfügt über Emittenten-Ratings der Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s (S&P). Bertelsmann wird von Moody’s mit „Baa1“ (Ausblick: stabil) und von S&P mit „BBB+“ (Ausblick: stabil) bewertet. Beide Credit Ratings liegen im Investment-Grade-Bereich und entsprechen dem Zielrating von Bertelsmann. Die Einschätzung zur kurzfristigen Kreditqualität von Bertelsmann wird von Moody’s mit „P-2“, von S&P mit „A-2“ beurteilt.
Kapitalflussrechnung
Das Gesamtkonzernergebnis vor Finanzergebnis und Steuern ist die Ausgangsgröße für die Erstellung der Kapitalflussrechnung. Im Berichtszeitraum wurde ein Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit in Höhe von 405 Mio. € generiert (H1 2013: 658 Mio. €). Diese Entwicklung ist u. a. auf höhere Steuerzahlungen infolge aperiodischer Effekte sowie einer Zunahme des Nettoumlaufvermögens zurückzuführen. Der nachhaltige, um Einmaleffekte bereinigte Operating Free Cash Flow betrug 463 Mio. € (H1 2013: 613 Mio. €). Mit -359 Mio. € lag der Cashflow aus Investitionstätigkeit deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums (H1 2013: -904 Mio. €). Der hohe Vorjahreswert resultierte aus Kaufpreiszahlungen der im Vorjahreszeitraum getätigten Akquisitionen. Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit belief sich auf einen deutlich höheren Mittelabfluss in Höhe von -1.600 Mio. € (H1 2013: -26 Mio. €). Der Anstieg ist im Wesentlichen bedingt durch die Rückzahlung von Finanzverbindlichkeiten im Berichtszeitraum. Im Vorjahreswert waren Erlöse aus der Platzierung von Anteilen an der RTL Group enthalten. Insbesondere durch die Rückzahlung fälliger Finanzverbindlichkeiten aus bestehender Liquidität verringerten sich die liquiden Mittel zum 30. Juni 2014 auf 1.171 Mio. € (31. Dezember 2013: 2.705 Mio. €).
Konzern-Kapitalflussrechnung (Kurzfassung)
in Mio. € | 1. Halbjahr 2014 | 1. Halbjahr 2013 (angepasst) |
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Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit | 405 | 658 |
Cashflow aus Investitionstätigkeit | -359 | -904 |
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit | -1.600 | -26 |
Zahlungswirksame Veränderung der liquiden Mittel | -1.554 | -272 |
Wechselkursbedingte und sonstige Veränderungen der liquiden Mittel | 10 | -1 |
Liquide Mittel am 1.1. | 2.715 | 2.625 |
Liquide Mittel am 30.6. | 1.171 | 2.352 |
Abzüglich liquider Mittel der Veräußerungsgruppen | — | -2 |
Liquide Mittel am 30.6. (laut Konzernbilanz) | 1.171 | 2.350 |
Investitionen
Im ersten Halbjahr 2014 betrugen die Investitionen gemäß Kapitalflussrechnung 460 Mio. € (H1 2013: 928 Mio. €). Von den Sachanlageinvestitionen in Höhe von 143 Mio. € (H1 2013: 133 Mio. €) entfiel wie im Vorjahreszeitraum ein Großteil auf Arvato. Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte betrugen 142 Mio. € (H1 2013: 201 Mio. €) und entfielen insbesondere auf die RTL Group für Investitionen in Filmrechte sowie auf BMG für den Erwerb von Musikkatalogen. Für Investitionen in Finanzanlagen wurden 77 Mio. € (H1 2013: 54 Mio. €) aufgewandt. Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) lagen im Berichtszeitraum bei 98 Mio. € (H1 2013: 540 Mio. €) und entfielen im Wesentlichen auf Investitionen in den E-Commerce-Dienstleister Netrada, den Musikverlag Talpa sowie das Produktionsunternehmen 495 Productions.
Bilanz
Zum 30. Juni 2014 betrug die Bilanzsumme 19,9 Mrd. € (31. Dezember 2013: 21,4 Mrd. €). Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die Rückzahlung fälliger Finanzverbindlichkeiten aus bestehender Liquidität zurückzuführen. Das Eigenkapital lag bei 8,3 Mrd. € nach 8,7 Mrd. € zum 31. Dezember 2013. Daraus ergab sich eine leicht gestiegene Eigenkapitalquote von 41,7 Prozent (31. Dezember 2013: 40,8 Prozent). Die Pensionsrückstellungen erhöhten sich aufgrund eines gesunkenen Abzinsungssatzes auf 2,3 Mrd. € (31. Dezember 2013: 1,9 Mrd. €). Die liquiden Mittel reduzierten sich zum 30. Juni 2014 auf 1.171 Mio. € nach 2.705 Mio. € zum 31. Dezember 2013.
Mitarbeiter
Zum 30. Juni 2014 beschäftigte Bertelsmann weltweit 111.761 Mitarbeiter (31. Dezember 2013: 111.099).